Das Sitzen der Zukunft

Rückenschmerzen gelten heutzutage als ein wirtschaftliches Problem ersten Ranges. Fast zehn Prozent aller Arbeitsausfalltage 2005 gingen laut dem aktuellen BKK Gesundheitsreport auf Probleme mit dem Rücken zurück. Damit steht diese Erkrankung bei den Arbeitsausfällen an der Spitze. Jedes Jahr verursachen ärztliche Behandlungen, Fehlstunden und Frühverrentung Kosten von 20 bis 25 Milliarden Euro. Nachdem jahrzehntelang aufrechtes Sitzen als beste Vorbeugung gegen Rückenschmerzen angesehen wurde, gilt diese Vorstellung aus medizinischer Sicht mittlerweile als überholt. Nicht die falsche Haltung sei das Problem, so die Erkenntnis, sondern das lange, starre Sitzen in derselben Position. Als einer der ersten Sitzmöbelentwickler hat sich die Sato Office GmbH aus Ebermannsdorf bereits an die neuen Ergebnisse aus der Forschung angepasst.

Einer Umfrage des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen (BKK) zufolge spüren 70 % aller Bundesbürger gelegentlich Schmerzen im Rücken, bei 15 % ist der Schmerz sogar chronisch. Die Betroffenen geben meistens ihren Beruf als Grund für die Erkrankung an. Besonders das lange Sitzen im Büro hat sich zum Feindbild verschiedener Arbeitskreise für die Rückengesundheit entwickelt. Sitzen, so das allgemeine Credo, zwingt die Wirbelsäule in eine unnatürliche Haltung und ist daher ungesund. Allerdings können nur bei 15 % der Rückenschmerzpatienten tatsächlich organische Ursachen entdeckt werden.

Bewegung für die Bandscheibe

„Schädliches Sitzen gibt es nicht“, meint der Wirbelsäulenforscher Prof. Dr. Hans-Jochim Wilke vom Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik an der Universität Ulm. „Diese Vorstellung vom ungesunden Sitzen geht auf Versuche aus den 60er Jahren zurück.“ Gemeint sind die Messungen des schwedischen Forschers Prof. Dr. Alf Nachemson, der den Bandscheibendruck bei verschiedenen Tätigkeiten maß und zu dem Ergebnis kam, Sitzen sei eine größere Belastung als Stehen. Seither galt das möglichst aufrechte Sitzen als Nachahmung der Haltung beim Stehen noch als die unschädlichste Sitzposition. 1998 jedoch wiederholte Wilke den Versuch mit modernsten Messtechniken und kam teilweise zu ganz anderen Ergebnissen. Das aufrechte Sitzen schnitt etwas besser ab als das Stehen. Am besten war jedoch die lässige Sitzhaltung, die man in der Regel ganz von selbst einnimmt.

Die gelegentlichen Rückenschmerzen kommen dagegen weniger von den Bandscheiben als von Verspannung, die durch zu langes Verharren in einer Position entstehen. „Ein Wechsel der Haltung ist immer auch ein Wechsel in der Belastung der Bandscheiben“, meint der Biomechaniker, „und das ist es, was die Natur will.“ Aber diese Beweglichkeit muss auch von dem Stuhl, auf dem man sitzt unterstützt werden.

Für die Hersteller von Büromöbel und Bürostühlen bedeuten die Erkenntnisse der Wissenschaft eine massive Umstellung der gängigen Konstruktionsleitlinien. Bisher war etwa eine stabile Stütze im Lendenwirbelbereich, mit der die an dieser Stelle natürliche Vorwölbung der Wirbelsäule gehalten werden konnte, eines der Ideale ergonomischen Designs, verhinderte sie doch das Zurückfallen in den angeblich schädlichen Rundrücken. Trägt man jedoch den neuen Entdeckungen Rechnung, muss der perfekte Bürostuhl jede Art von Haltung und Bewegung unterstützen, egal ob mit geradem oder rundem Rücken, aufrecht oder zurückgelehnt.

Das Sitzen der Zukunft

Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist die Sato Office GmbH aus dem bayerischen Ebermannsdorf. Das Unternehmen, das früher zum traditionsreichen Fahrzeugsitz-Hersteller Grammer AG gehörte, richtete bereits zwei Kongresse für renommierte Wirbelsäulenforscher aus, um immer auf dem neusten medizinischen Stand zu bleiben. Unter den Teilnehmern waren auch Prof. Dr. Hans-Joachim Wilke und Prof. Dr. Alf Nachemson. Aus dieser Nähe zur Forschungswelt entstand schon früh eine Orientierung hin zum flexiblen Sitzen. Eine der ersten Entwicklungen war die AirShape-Wirbelsäulenstütze. Die so einfache wie effektive Idee besteht aus vier Luftkammern im unteren Bereich der Rückenlehne. Lehnt man sich zurück, verteilt sich die Luft zwischen den Kammern automatisch um, bis die Stütze wieder genau zur Krümmung der Lendenwirbelsäule passt.

Das jüngste Ergebnis der Ergonomie-Forschung bei Sato Office, ein Stuhl mit dem Namen „Galileo“ , geht indes ganz neue Wege. Unter dem ungewöhnlich grazilen Design der französischen Star-Architektin Francoise Hélène Jourda verbirgt sich modernste Technik. Neben der bereits in anderen Stühlen bewährten Glide-Tec-Mechanik, die beim Zurücklehnen den Sitz nach vorne schiebt, so dass man auch in einer entspannten Haltung weiter komfortabel am Schreibtisch arbeiten kann, ist die Lordose Kyphose-Anpassung der dreidimensional veränderlichen Rückenlehne das besondere Highlight des Stuhls. Zwei Patente wurden allein für diese künstliche Wirbelsäule entwickelt. Bewegliche Kunststoffelemente ruhen auf zwei gebogenen Metallstangen, die sich drehen, sobald sich der Benutzer zurücklehnt. Dadurch werden die Trägerelemente so gebogen, dass die Form der Rückenlehne genau zur jeweiligen Sitzposition passt. Mit diesem System hat jeder Teil des Rückens immer Kontakt zum Stuhl und die Wirbelsäule wird entlastet.

SATO Galileo Grammer Office Glide-Tec+ inside Drehstuhl

SATO Galileo Grammer Office Glide-Tec+ inside Drehstuhl
Zwei weitere Patente erleichtern das Einstellen von „Galileo“ auf die persönlichen Anforderungen. Nachdem psychologische Tests zeigten, dass die meisten Menschen an ihrem Sitzplatz kaum mehr als die Höhe individuell einstellen, wollte man bei Sato Office das gesunde Sitzen auch in dieser Hinsicht nicht dem Zufall überlassen. So erfasst jetzt ein innovatives Federsystem schon beim Hinsetzen das Gewicht des Benutzers und passt selbsttätig den Gegendruck der Mechanik daran an. Um die Sitztiefe zu verändern, rollt man einfach die flexibel gestaltete Vorderkante der Sitzfläche nach Belieben ein oder aus. Marion Kurz, Marketing Direktorin bei Sato Office fasst zusammen: „Fast alles kann ‚Galileo’ selbst. Es gibt nur einen Hebel, und der ist für die Sitzhöhe.“

Zeit umzudenken

„Die biomechanischen Strukturen des Körpers sind dazu gemacht, wechselnd belastet und bewegt zu werden“, erklärt Prof. Wilke. „Mit Knochengerüst und Bandscheiben verhält es sicht nicht anders als mit unseren Muskeln. Sie brauchen Training, sonst verkümmern sie.“ Moderne Stuhlkonzepte wie das von „Galileo“ sind daher darauf ausgelegt, auch im Sitzen zur Bewegung und Haltungsveränderung anzuregen und die Wirbelsäule dabei in jeder Position so gut wie möglich zu unterstützen. Der beste Stuhl nützt aber nichts, wenn nicht zuerst in den Köpfen der Menschen in den Büros ein Umdenken stattfindet, weg vom starren, aufrechten Sitzen und hin zum gesunden Lümmeln.